Queck fährt in der Formel 1 des Stahlbaus
Das Auftragsvolumen: 50 Millionen Euro
Lendersdorf. Als Ingo Miletic und Michael Bergrath zuletzt in Abu Dhabi aus dem Flugzeug stiegen, gerieten sie mächtig ins Schwitzen. Extreme Luftfeuchtigkeit, 35 Grad Außentemperatur noch am späten Abend – da bilden sich auf der Stirn schnell die Schweißperlen. Rein witterungsbedingt, versteht sich. Auch wenn der Großauftrag, um den es für den Geschäftsführer der Claus Queck GmbH und seinen Projektleiter in dem arabischen Emirat ging, für ein paar Tröpfchen verantwortlich sein könnte. Miletic und Bergrath sprachen in Abu Dhabi über 10.000 Tonnen Stahl aus Düren, die auf der Insel Yas Island zu Tribünen für die dort entstehende neue Formel-1-Rennstrecke werden. 50 Millionen Euro ist die Arbeit des Lendersdorfer Unternehmens den Scheichs wert. Der größte Einzelauftrag der Unternehmensgeschichte.
Vor knapp zwei Wochen haben die Dürener den Vertrag unterschrieben. Seither sind sie Teil eines Bauprojekts, das sich die Scheichs von Abu Dhabi 40 Milliarden US-Dollar kosten lassen. Auf der bisher völlig ungenutzten Insel entsteht innerhalb der nächsten 16 Monate neben der Formel-1-Strecke auch ein Themenpark rund um Karossen und Motoren. Im Herbst 2009 sollen die Raikkönens und Alonsos zum ersten Rennen auf Yas Island antreten. „Die Zeit ist sicher nicht großzügig bemessen. Wir müssen im Juli mit der Produktion beginnen“, sagt Geschäftsführer Miletic. 40 Prozent der gesamten Produktion im Lendersdorfer Werk werden dann diesem Großprojekt gewidmet. Alle Bauteile werden gescannt, in Containern verschifft und in Abu Dhabi unter Dürener Qualitätskontrolle und „Supervising“ aufgebaut. Tribünen für 60.000 Menschen entstehen entlang der Strecke, für den Sultan von Abu Dhabi und seine (einfluss)reichen Gäste wird eine prachtvolle VIP-Lounge gebaut, und der in Düren geformte Stahl ist auch das Skelett der Verwaltungsgebäude.
Zwar hat Queck bereits ausreichend Erfahrung im Sportstättenbau gesammelt – zum Beispiel beim Dortmunder Fußballstadion und auf dem Hockenheimring – doch das neue Projekt ist schon etwas Besonderes. So hat das Aachener Architekturbüro Tilke, das fast alle neueren Formel-1-Strecken geplant hat , für die Tribünen eine landestypische Form gewählt, die an Beduinenzelte erinnert. „Und auf die Idee, die Tribünen zu klimatisieren, würde in Europa so schnell niemand kommen“, sagt Queck Projektleiter Michael Bergrath. Ansonsten unterscheide sich das Bauen in den Arabischen Emiraten aber nicht von dem in Europa. Miletic: „Der Standard ist sehr hoch, alles läuft absolut professionell.“ Da liegt es auf der Hand, dass der Queck Geschäftsführer nicht abgeneigt wäre, weitere Aufträge der zahlungskräftigen Kunden anzunehmen. „Für uns ist die Beteiligung am Bau der Formel-1-Strecke natürlich ein Prestigeprojekt, von dem wir uns weitere Schritte auf dem arabischen Markt erhoffen“, sagt er. In erster Linie sei es für Queck aber wichtig, dass ein solcher Auftrag langfristig Arbeitsplätze sichere und für die 150 Mitarbeiter des Unternehmens natürlich ein weiterer Motivationsschub sei. Auch wenn sie in den nächsten Monaten mächtig ins Schwitzen geraten.
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